Kürzlich hatte ich die Ehre und Gelegenheit, Werner Graßmann
zu besuchen. Er ist der geniale Erfinder der Programmkinos (Abaton Kino,
Hamburg) und zu den guten 68er Zeiten war er mein Dozent für
"Kameratechnik". Bei
ihm habe ich in einem halben Jahr alles gelernt, was man braucht, um Filme zu
machen.
Das Programmheft (Grafik: Franz Winzentsen) |
An dem Ort, mitten auf der Großen Freiheit, sollten
natürlich die Filme mit erotischem Inhalt besonders rausgestellt werden. Also
hängte ich Bilder auf, die blanke Busen zeigten. Ich war von Puffs und
Animierclubs umgeben, da erschien mir das recht harmlos.
Aber Irrtum, es kamen gleich ein paar aufgeregte Clubleute angeschossen: "Bist du wahnsinnig? Titten? Das gibt Ärger! Das gibt 'ne Lampe von den Bullen! Häng das bloß schnell wieder ab!!"
Aber Irrtum, es kamen gleich ein paar aufgeregte Clubleute angeschossen: "Bist du wahnsinnig? Titten? Das gibt Ärger! Das gibt 'ne Lampe von den Bullen! Häng das bloß schnell wieder ab!!"
Ich musste tatsächlich zur Davidswache und mir eine
"Unbedenklichkeitsbescheinigung" besorgen. Bekam ich auch. Film ist
Kunst und die Kunst darf nackte Busen zeigen, war mein Argument. Passte.
Die Vorführorte (die roten Markierungen bedeuten übrigens nichts, die habe ich verbrochen, der Filzschreiber war doch noch eine neue Erfindung, da musste man einfach alles bekritzeln). |
Ja, 1968/69 war plötzlich alles möglich. Die Zeiten hatten
sich über Nacht geändert und der legendäre Star-Club wurde bald darauf, am 31.
Dezember 1969 geschlossen. Was garantiert nicht an den bösen Filmbildern lag!
1969 habe ich jedenfalls auch im Programmheft pralle Möpse
präsentieren können. Damals galt das nicht als sexistisch, da waren Frauen
stolz drauf, sich das Recht auf freie Busen erobert zu haben. Ein oder zwei
Sommer lang liefen sie scharenweise "oben ohne" durch die Gegend.
Wahrscheinlich war es etwas später, Anfang der Siebziger, aber ich sehe mich
noch heute mit roten Ohren durch den Stadtpark gehen, wo wirklich alle
Hemmungen und Oberteile abgelegt wurden.
Zurück zum Programmheft von 1969. Die Obrigkeit war noch
sehr skeptisch, die "Jungfilmer" der Hamburger Film-COOP (Kooperation) hielten
ihr Festival ausgerechnet auf Sankt Pauli ab. Die ganze Stimmung kann man in
meiner Zeichnung sehen, die aus mir heute nicht mehr bekannten Gründen im Programmheft
abgedruckt wurde. Jaja, ich finde auch, dass ich jetzt technisch besser bin.
"Come on and coop auf der Filmschau 1969".
Es ging den Filmemachern natürlich um neue Sehgewohnheiten, neue filmische Ausdrucksmöglichkeiten, neue politische, neue ästhetische und was weiß ich für revolutionäre und sonstige Veränderungen im Film und Kino, es ging aber etlichen jungen Leuten beim Besuch der Veranstaltungen auch ganz schlicht um "soziale Kontakte" in der neuen Szene - come on and coop - und in Hamburg sind die Nächte lang. Ach ja….
Es ging den Filmemachern natürlich um neue Sehgewohnheiten, neue filmische Ausdrucksmöglichkeiten, neue politische, neue ästhetische und was weiß ich für revolutionäre und sonstige Veränderungen im Film und Kino, es ging aber etlichen jungen Leuten beim Besuch der Veranstaltungen auch ganz schlicht um "soziale Kontakte" in der neuen Szene - come on and coop - und in Hamburg sind die Nächte lang. Ach ja….
Warum erzähle ich das alles? Weil das scharfe Auge auf der
Zeichnung von 1969 gleich dreimal "piiit" lesen kann. Ein weiterer
Beleg für den "einzigen echten und wahren piiit".
Tata-tata!!
Interessantes Interview mit Helmut Herbst zum Thema:
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